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Mit Kreislaufwirtschaft 31% weniger Treibhausgase

15 Februar 2022 | RED

Ein Vergleich der beiden nachhaltigen Ernährungsformen „Kreislaufwirtschaft“ und der „EAT-Lancet-Diet“ zeigt: Mit der Kreislaufwirtschaft könnten Treibhausgasemissionen um nochmals bis zu 31% und die Nutzung von Ackerland um bis zu 42% reduziert werden. Allerdings lässt sich das Kreislaufprinzip nur zum Teil mit den Ernährungsrichtlinien der EAT-Lancet-Kommission vereinen. Die EAT-Lancet-Diet setzt auf pflanzliche Lebensmittel und Geflügelfleisch. Bei der Kreislaufwirtschaft stehen dagegen vor allem Milch, Milchkühe und Schweinefleisch im Fokus.

 

Die wachsende Wohlstandsbevölkerung und der damit verbundene Lebensstil lässt befürchten, dass die ökologischen Grenzen unseres Planeten bald überschritten werden. Die EAT-Lancet-Kommission stellt sich die Frage, wie eine Weltbevölkerung von 10 Milliarden Menschen im Jahr 2050 innerhalb der ökologischen Belastungsgrenze der Erde gesund ernährt werden kann. Dabei stehen vor allem pflanzliche Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Nüsse im Vordergrund. Auf tierische Lebensmittel soll bei der EAT-Lancet-Diet großteils verzichtet werden.

 

Einige Studien zeigen jedoch, dass Nutztiere, welche nach dem Kreislaufprinzip gehalten werden, bei nachhaltiger Ernährung eine entscheidende Rolle spielen könnten. Die sogenannte Kreislaufwirtschaft zielt auf optimale Ressourcennutzung ab. Momentan werden 40% der weltweiten Ackerflächen für die Erzeugung von hochwertigem Nutztierfutter verwendet. Unter dem Gesichtspunkt der Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit könnten Nutztiere stattdessen mit kostengünstiger Biomasse (LCB), also Nebenprodukten aus der Lebensmittelindustrie, Lebensmittelabfällen und Grünland-Ressourcen gefüttert werden.

 

Gesund ist nicht immer nachhaltig

 

Die Wissenschaftler van Selm, Frehner und Boer haben 2021 untersucht, inwiefern die Kreislaufwirtschaft mit der EAT-Lancet-Diet vereinbar ist. In theoretische Szenarien wurden die Auswirkung veränderter Ernährungsgewohnheiten durchgespielt.

 

Die Ergebnisse zeigen, dass die EAT-Lancet-Diet und die Kreislaufwirtschaft in Bezug auf die Gesamtzahl der tierischen Proteine miteinander vereinbar sind. Bei den spezifischen Nahrungsmitteln unterscheiden sie sich jedoch: Die EAT-Lancet-Diet empfiehlt mehr Geflügel zu konsumieren. Beim kreisförmigen Ernährungssystem stehen eher Milch, Milchkühe und Schweinefleisch im Vordergrund.

 

Nebenprodukte als Nutztierfutter

 

Viele Lebensmittel werden verarbeitet, bevor sie konsumiert werden. Wenn beispielsweise Weizen in raffinierter Form verwendet wird, entstehen Weizenkleie und Weizenkeime, welche wiederrum nach dem Kreislaufprinzip als Futter für Nutztiere verwendet werden könnten.

 

Der Vergleich der theoretischen Szenarien zeigt, dass einige Tierarten beim Upcycling von LCB effizienter sind als andere. Grasressourcen wurden von Milchkühen am effizientesten genutzt, da die Wiederkäuer gut daran angepasst sind, dieses Futter zu verwerten. Feuchte oder nasse Speisereste werden am effizientesten von Schweinen verwertet.

 

Ziel: gesunde und nachhaltige Ernährung

 

Das globale Lebensmittelsystem ist für etwa ein Viertel aller vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen (THG) und ein Drittel der globalen Bodenversauerung verantwortlich und beansprucht 40% der eis- und wüstenfreien Flächen der Welt. Die Verfütterung von LCB an Nutztiere hat das Potential Treibhausgasemissionen und Flächenverbrauch zu reduzieren. Im Sinne der Gesundheit und Nachhaltigkeit sollten die EAT-Lancet-Diet mit dem Kreislaufprinzip verbunden werden. Das Prinzip der Kreislaufwirtschaft, mit dem Kompromiss, Tiere nur mit biologisch abbaubaren Lebensmitteln zu füttern, kann in eine gesunde und nachhaltige Ernährung integriert werden, um die Umweltauswirkungen weiter zu verringern.

 

 

Link zur Originalstudie: van Selm, B., Frehner, A., de Boer, I.J.M. et al. Circularity in animal production requires a change in the EAT-Lancet diet in Europe. Nat Food 3, 66–73 (2022). https://doi.org/10.1038/s43016-021-00425-3

 

Foto: ©iStock